Weit verbreitet war – und ist – in der Pfalz die Benennung der Bevölkerung benachbarter Orte mit Spott- oder Uznamen. So wurde und wird beispielsweise die Alsenzer Einwohnerschaft von den Oberndorfern als „Pinnich“ (Pfennige) bezeichnet. Der Begriff geht wohl auf die einstmals von 1606 bis 1620 in Alsenz betriebene Münzprägestätte zurück, in der unter anderem auch Pfennige (daher der Name) geprägt wurden.
Die Oberndorfer selbst wurden von ihren Nachbarn mit dem schönen Namen „Kesseler“ bedacht.
Kesseler ist wohl eine Form der Berufsbezeichnung Kesselflicker. Von diesem ehrenwerten Berufsstand leitet sich auch die Redewendung „die streiten sich wie die Kesselflicker“ ab.
Offensichtlich vermutete man die Streitsucht als prägendes Charaktermerkmal der Oberndorfer Bevölkerung. Aber wie kam es zu diesem Fehlurteil?
Weil es in der Gemeinde Oberndorf trotz ihrer geringen Größe zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehr Konfliktpotenzial als in weit größeren und bedeutenderen Orten gab.
Zum einen bot die Simultankirche durch die gemeinsame Nutzung sowohl durch Katholiken als auch durch Protestanten hinsichtlich Art und Zeit der Nutzung sowie der Eigentumsverhältnisse am Zubehör große Reibungsflächen. Verstärkt wurde das Ganze durch die zwei örtlichen Pfarrämter, welche beide nicht mit den zartfühlendsten Vertretern ihres Standes besetzt waren. Dies insbesondere, um gegenüber der anderen Seite Flagge zeigen zu können, wozu offensichtlich auch robustes Auftreten gehörte. Gleiches kann auch vom Schulwesen berichtet werden. Gab es doch in Oberndorf zwei Schulen, eine katholische und eine von der politischen Gemeinde unterhaltene. Selbstredend führte auch diese Konstellation bezüglich Schulgeldes, Ausstattung etc. zu Reibereien bis tief in den Gemeinderat, da sich jede Seite grundsätzlich als übervorteilt ansah. Die Spaltung der dörflichen Gemeinschaft zeigte sich zu dem auch in der Tatsache der Existenz von zwei!! Gesangvereinen, welche den verkrachten Gruppierungen jeweils eine Heimat boten und sich durch das Vorhandensein von drei !!! Gaststätten bei ihren diversen Veranstaltungen aus dem Weg gehen konnten. Nimmt man dazu noch die alltäglichen Streitigkeiten in einer dörflich geprägten Gemeinschaft wie z.B. um Grenzverläufe, Obstdiebstahl oder diverser Jugendstreiche sowie einer – bedingt durch den in Weinbaugebieten höheren Alkoholkonsum – verringerten Frustrationsschwelle, verwundert die Zuschreibung „Kesseler“ nicht weiter.
Im Ergebnis führte also eine besondere historische Konstellation zu dieser irreführenden Namensgebung. Heutzutage entbehrt dieser Uzname jedenfalls jeglicher Grundlage. Wer anderer Meinung ist, wird die Kesseler kennenlernen!!!!!