Kriegschronik Teil IIX

I. Besondere kirchliche Veranstaltungen

Der Gottesdienst am 1. Mobilmachungstage, 8. Sonntag nach Trinitatis, dem 2. August 1914 stand ganz unter dem niederbeugenden Eindruck der Samstags Abends um 8 Uhr 45 erfolgten Bekanntgabe der Mobilmachung. Eine besondere Einladung der abrückenden Soldaten und kirchliche Verabschiedung derselben konnte der Kürze der Zeit wegen nicht erfolgen. Wer es irgend möglich machen konnte, wohnte dem Gottesdienste bei. In beiden Kirchen war die Beteiligung so stark wie sonst an Feiertagen.
Reichlich flossen die Tränen nicht blos bei den Frauen, sondern auch bei den Männern, als das Lied angestimmt wurde „O mein Herz gib dich zufrieden, und verzage nicht so bald (289)“, ebenso bei der Predigt über Psalm 18 Vers 90 mit dem Grundgedanken „Ein starker Trost in schwerer Zeit“! „Worin besteht er? Wozu soll er uns antreiben?“ In Oberndorf spielte der Lehrer Friedrich Ebersold, der am nächsten Tag schon bei der Truppe sein und darum gleich Sonntags den Ort verlassen mußte, beim Ausgang aus eigenem Antrieb die Melodie des Liedes „Eine feste Burg ist unser Gott“. Der für Sonntag dem 9. August, 9. Sonntag nach Trinitatis, angeordnete allgemeine Buß- und Bettag sammelte trotz der dringenden Erntearbeiten eine sehr zahlreiche Zuhörerschaft in beiden Kirchen, die mit Andacht und aufs heftigste bewegt der Predigt über „demütigt euch unter die gewaltige Hand Gottes, daß er euch erhöhe“ folgte. Gesungen wurde das Lied 158 „Aus tiefer Not schrei ich zu dir Herr Gott“.
Die beiden Presbyterien bestimmten, daß bis auf weiteres das Almosen bei den Gottesdiensten nicht in die Kirchenkassen fließen, sondern für die Zwecke des Roten Kreuzes verwendet werden. Infolgedessen erhöhte sich dasselbe ganz bedeutend. Es gingen an diesem Tage ein in Oberndorf 9,50 Mark, in Menzweiler 22,67 Mark = 32,17 M. Da tags zuvor mit dem königlichen Dekanat Obermoschel verabredet war, daß der Pfarrer von Oberndorf mittags in Schiersfeld, dessen Pfarrer eingerufen war, Gottesdienst halte, so konnte der auf 5 Uhr zu Schmalfeld angesetzte nicht gehalten werden.
Die Bewohner jenes Hofes hatten darum nachgesucht, es möchte mit Rücksicht darauf, daß der Weg zur Kirche sehr weit sei und die dringende Erntearbeit ihnen jede Stunde wertvoll mache, Sonntags auf dem Hofe eine gottesdienstliche Versammlung gehalten werden. Das geschah vom 16. August an und zwar im Saale der Schneider`schen Wirtschaft. An denselben wohnen  nicht nur die Bewohner des Schmalfelderhofes, sondern auch die vom ebenfalls zur Pfarrei gehörigen Bremricherhof, ferner der zu Gau-Grehweiler gehörigen Leiningerhofes und hin und wieder selbst die des nach St. Alban zuständigen Hengstbacherhofes bei. Da kein Lehrer vorhanden war, mußte vom Pfarrer auch der Gesang geleitet werden, wobei die Schulkinder, die schon die Choräle nach dem seit 1. Dezember 1914 eingeführten neuen Gesangbuch geübt hatten, gute Dienste leisteten. Der Besuch der Gottesdienste, die an sieben Sonntagen stattfanden, war stets ein sehr guter, was am besten daraus hervorgeht, daß an den selben 166,59 Mark eingingen, die ebenfalls für das Rote Kreuz verwendet wurden.

Vom 17. Sonntag nach Trinitatis, dem 4. Oktober an, mußten diese Gottesdienste eingestellt werden, weil von da ab die Nachmittagsgottesdienste mit darauffolgender Christenlehre in Menzweiler begannen das soweit keine Zeit mehr übrig blieb. Auch machte sich der Mangel an Beleuchtungsmitteln geltend. In der Woche wollten die Bewohner selber keinen Gottesdienst, da er nur am Abend hätte stattfinden können, dem Pfarrer aber nicht zugemutet werden sollte spät in der Nacht den Heimweg anzutreten. Auch für das Gebotene waren die Hofbewohner dankbar.

Ein Verlangen nach besonderen Wochengottesdiensten oder Kriegsandachten wurde weder in Oberndorf noch in Menzweiler geäußert. In Oberndorf hätte auch wohl das Simultaneum, infolge der Rücksichtslosigkeit und Unduldsamkeit des katholischen Pfarrers Schwierigkeiten bereitet und die Angehörigen der Filialgemeinde Menzweiler waren zum größten Teil viel zu weit von der Kirche weg, als das sie regelmäßig hätten Anteil nehmen können.
Den besonderen Ereignissen auf dem Kriegsschauplatz wurde jeweils bei der Predigt Erwähnung gegeben. Von der Einhaltung der vorgeschriebenen Texte wurde im 1. Kriegsjahr abgesehen. Dieselben wurden vielmehr nach den Ereignissen und der Stimmung in der Bevölkerung ausgewählt. Die Texte nebst Themen und Liedern waren, abgesehen von den beiden ersten Gottesdiensten folgende:

Es folgt im Original die Aufzählung sämtlicher Gottesdienste während der Kriegsjahre mit Angabe des Datums, der Predigtthemen sowie der gesungenen Lieder. Es wird auf deren Wiedergabe verzichtet. Falls daran Interesse besteht, kann der Betreiber der Website diese Information zur Verfügung stellen.

Der Geburtstag unseres Königs, der 1917 auf einen Sonntag fiel, und der unseres Kaisers, der am darauffolgenden Sonntag gefeiert wurde, gab Veranlassung, die Gemeindeglieder zur Treue gegen beide zu ermahnen.
Über das 400jährige Jubiläum der Reformation ist in der Pfarrbeschreibung eingehend berichtet. Der 4. Gedenkgottesdienst des Kriegsanfanges war gut besucht. Der erste Monat des Jahres 1918 brachte wieder die Geburtstagsfeiern S.M. des Königs und des Kaisers, der Februar die Feier des goldenen Hochzeitfestes unseres Königs, jenes, woran die Gemeinde, obwohl sie auf einen Werktag fiel, lebhaften Anteil nahm. Der Namenstag S.M. des Königs am 25. August wurde durch Gottesdienst gefeiert, der nach des Königs Wunsch ein Dankgottesdienst für die von dem Allmächtigen unseren Waffen gewährte Hilfe und ein Bittgottesdienst um den weiteren Beistand Gottes für unsere im Felde stehenden Truppen war.
Auf den 1. Advent, 1. Dezember 1918, war die Feier zur Erinnerung an die vor 100 Jahren erfolgte Vereinigung der Lutheraner und Reformierten in der Pfalz angeordnet und der Gemeinde schon angekündigt. Im letzten Augenblick mußte sie aber verschoben werden, weil die Gemeinde die ganze Woche hindurch Einquartierung von deutschen Truppen hatte, die auf dem Rückzug sich befanden. Die letzten zogen erst am Samstag, dem 30. November ab, so daß für eine kirchliche Feier und namentlich für Beteiligung am Abendmahl keine Stimmung vorhanden war. Infolge der schlechten Witterung, welche die ganze Woche herrschte, hatten die Frauen mit dem Reinigen der Häuser vollauf zu tun. Auf Anraten des Presbyteriums wurde darum die Feier auf den 3. Dezember verschoben und in Menzweiler auf den vierten. Der Verlauf der Feier ist in der Pfarrbeschreibung geschildert.
Erwähnt sei noch das zur Begrüßung der deutschen Truppen in Oberndorf manche Häuser geflaggt hatten, in Mannweiler waren auch Efeupforten errichtet.
Eine eigentliche Begrüßung der Heeresangehörigen, welche im Felde gestanden, konnte nicht stattfinden, einmal weil dieselben vereinzelt in weit auseinanderliegenden Zeitabschnitten zurückkehrten und dann, weil inzwischen die Besetzung unserer Heimat durch die Verbands-mächte erfolgt war. Wie ganz anders hatte man sich das Ende des Krieges und die Heimkehr unserer heldenmütigen Kämpfer vorgestellt!

II. Art und Weise wie der Gefallenen im Gottesdienst gedacht wurde.

Sobald der Tod eines Soldaten sicher feststand, wurde es der Gemeinde nach der Predigt bekannt gegeben, dem Gefallenen Worte des Dankes und der Anerkennung für ihre Tapferkeit und Opferfreudigkeit gezollt, den Angehörigen die Teilnahme der Gemeinde ausgesprochen und Trost gespendet unter Hinweis auf ein Bibelwort.
Am Totensonntag, dem letzten im Kirchenjahr 1913/14 wurde neben den in der Heimat Gestorbenen ganz besonders der in Indien gefallenen gedacht. Hierzu waren die Gemeinden eingeladen worden und nahmen auch sehr zahlreich an diesem Gottesdiensten teil. Auch sonst wurde keine Gelegenheit versäumt, darauf hinzuweisen, wieviel die Daheimgebliebenen denen zu verdanken haben, die ihr Leben dem Vaterland zum Opfer brachten.

1. Als erster aus der Pfarrei fiel auf dem Feld der Ehre Richard Wasem, Sohn von Jakob Wasem auf dem Morsbacherhof, Gemeinde Cölln, Sodat beim bayerischen Infanterie-Leibregiment in München. Er erlitt bei einem Straßengefecht in Badonviller in Frankreich, Departement Meurthe et Moselle, östlich Luneville den Tod. Über die Art seiner Verwundung und der Bestattung ist nichts näheres bekannt geworden. Die tödliche Wunde empfing er am 12. August 1914. Er war das jüngste von vier Kinder, von denen noch weitere im Felde standen und verwundet wurden. Da er von mir konfirmiert worden war, ging mir sein Tod besonders nahe. Auch der 4. Bruder mußte später einrücken.

2. Nicht weit davon, auch östlich Luneville, bei Frambois fand der Gefreite der Reserve des 12. Feldartillerieregiments, Fritz Schlarb von Oberndorf, Sohn von Peter Schlarb, am 1. September 1914 den Tod. Er war neben drei Schwestern der einzige Sohn der Familie. Es war keine leichte Aufgabe, den Vater von dem Tod des Sohnes zu verständigen und über den Verlust zu trösten. Über seinen Tod und seine Bestattung liefen folgende Nachrichten ein. Auf eine Anfrage bei seinem Batteriechef antwortete dieser mit den Zeilen:
“ Bei Warneton (Belgien) 19. November 1914

Sehr geehrter Herr Pfarrer
Zunächst bitte ich zu entschuldigen, daß diese Zeilen mit Blei geschrieben sind. Ich habe hier keine Tinte zur Verfügung im Feld. Der Tod unseres lieben Schlarb, der am 1. September tatsächlich erfolgt ist, wurde durch einen Kameraden, den Unteroffizier Mohr der 4. Batterie, 12. Feldartillerieregiment, wie mir berichtet wurde, den Angehörigen mitgeteilt. Es ist leicht möglich, daß dieser Brief der Post verloren gegangen ist. Schlarb ist beim Zurückreiten durch einen Wald bei Frambois durch eine französische Granate getroffen worden und sofort verschieden. Wir haben seinen Heimgang herzlich bedauert. Er war ein tüchtiger, braver und allzeit dienstbereiter Mann. Er ist mir und allen Kameraden recht nah gegangen. Sein Grab ist in dem bezeichneten Wald. Amtlich wurde der Tod für Aufnahme in die Verlustliste sofort gemeldet. Mit der Bitte, die Angehörigen von Vorstehendem verständigen zu wollen, grüße ich, mein Beileid versichernd, mit Hochachtung. Ihr ergebener   H. Dietl
Major, Kommandeur II Abt. 12. Artillerieregiment“.

Über den Tod und die Beerdigung des Schlarb teilt mir der oben erwähnte Unteroffizier Mohr Nachstehendes mit: Leider war ich nicht bei Friedrich Schlarb, als er fiel, auch nicht bei seiner Beerdigung. Alles was ich Ihnen und Familie Schlarb schrieb, erfuhr ich von meinen Kameraden, die dem Abteilungsstab zugeteilt sind. Gestern erkundigte ich mich nun noch einmal nach Allem und erfuhr Folgendes: Friedrich Schlarb war mit einem einjährig freiwilligen Gefreiten (Morscher) von meiner Batterie und einem Sergeanten (Basedow) rückwärts vom Abteilungsstab in Deckung mit den Pferden geritten. Plötzlich bekamen sie feindliches Schrapnellfeuer. Schlarb und Basedow ritten weiter rückwärts, während sich Morscher, sein Pferd an einen Baum bindend, hinter einem Erdhaufen deckte. Auf diesem Rückwege wurde Schlarb von einem weiteren Schrapnellschuß tödlich getroffen, während Basedow noch lebend zum Regiment zurückkam. Das war morgens gegen 4 Uhr. Nachmittags schickte unser Major (Dietl) einige Leute mit dem Befehl weg, Schlarb zu beerdigen. Als die Leute hinkamen, hatten ihn die Sanitäter schon beerdigt. Ob ihm die Wertgegenstände u.s.w. entnommen wurden, davon wußten meine Kameraden nichts. Wenn ja, geschah es von den Sanitätern. Diese hätten sie also auch an ihre Vorgesetzten abliefern müssen, welche letztlich sie an seine Angehörigen geschickt hätten. Wäre ich bei seiner Beerdigung zugegen gewesen, dann hätte ich ihm seine Wertgegenstände abgenommen. Es war dies auch meine Absicht, als ich schon bald seinen Tod erfuhr. Leider war er schon beerdigt, ich konnte nur an seinem schön geschmückten Grabe stehen. Auf dem Grabe steckte ein einfaches Holzkreuz, darauf sein Helm und auf dem Grab lag sein Bandelier. Neben ihm war das Grab eines Reservemannes namens Dietz. Das war im Wald bei Bois de la Pane zwischen Frambois und Mayon.

3.Als drittes Opfer fiel am 29. September 1914 Jakob Wenger von Cölln, Sohn des Landwirts Peter Wenger. Er war geboren am 13. Dezember 1893 und diente bei der 6. Kompanie des 22. bayerischen Infanterieregiments in Zweibrücken. In Nordfrankreich, wo er den Tod fand, liegt er auch begraben. Näheres ist nicht bekannt geworden.

4. Der erste Weihnachtsfeiertag brachte für eine weitere Familie von Oberndorf Trauer mit sich. An diesem Tage fiel (bei Ypern) der Soldat im 22. bayerischen Infanterieregiment Valentin Nickel. Derselbe stammte zwar nicht aus der hiesigen Gemeinde, sondern aus Dörnbach bei Rockenhausen, war aber mit der Tochter der Familie Linn von hier kurz vor seinem 2. Ausmarsch ins Feld kriegsmäßig getraut worden. Er hatte für seine Tapferkeit das Eiserne Kreuz erhalten, war dann verwundet zurückgekehrt. Nach seiner Wiederherstellung kehrte er sofort ins Feld zurück, wo er alsbald den Heldentod fand. Außer seiner Frau trauern zwei Kinder um ihn. Über die Art seines Todes ist nichts näheres bekannt. Er fiel bei St. Eloi.

5. Am 28. April 1915 mußte der am 8. August 1893 geborene Wolf Schlarpp vom Schmalfelderhof, Sohn des Landwirts Philipp Schlarpp, sein Leben dem Vaterland zum Opfer hingeben. Da er in Münster am Stein in Stellung, wurde er zuerst zum 70. preußischen Infanterieregiment nach Saarbrücken eingezogen, dann aber wieder entlassen, weil es in Münster, wo viele Verwundete lagen, an Bäckern fehlte. Mit Beginn des Jahres 1915 rückte er zum 22. bayerischen Reserveinfanterieregiment ein und kämpfte mit diesem in den Vogesen. Ein Kopfschuß brachte ihm das rasche, schmerzlose Ende. Seinen Großeltern und Geschwistern bereitete der Tod dieses sehr ordentlichen jungen Mannes große Trauer.

6. In der Woche vor dem 2. Weihnachtsfeste, das unser Volk während des Krieges feierte, traf die erschütternde Nachricht ein, daß der protestantische Lehrer und Organist von Oberndorf, Friedrich Ebersold, in Nordfrankreich in der Nacht vom 20/21 Dezember 1915 gefallen sei. Diese Nachricht war seinem gerade auf Urlaub in der Heimat weilenden Oberleutnant und Kollegen, Wilhelm Wenz von Mannweiler telegrafisch übermittelt worden, um sie der Frau, mit der Ebersold ein Jahr zuvor in Zweibrücken kriegsmäßig getraut worden war, mitzuteilen. Letztere stammt aus Oberndorf und ist die Tochter des Wirtes Finkenauer. Die ganze Gemeinde nahm an dem Tode des trefflichen Mannes und tüchtigen Lehrers den herzlichsten Anteil. Gleich beim Gottesdienst am 1. Weihnachtstage wurde vom Berichterstatter dieser Teilnahme, wenn auch nur mit wenigen Worten, Ausdruck verliehen, wobei kein Auge tränenleer blieb. Da bekannt war, daß der Gefallene heimgeholt werden sollte, wurden weitere Ausführungen auf den Tag seiner Beisetzung aufgespart.
Sehr traurig waren die näheren Umstände, unter denen sein Tod erfolgte. Er hatte schon den Urlaub in der Tasche, um Weihnachten im Kreise seiner Angehörigen verbringen zu können. Seinem Pflichteifer gemäß besichtigte er im letzten Augenblicke Schanzarbeiten. Auf dem Rückweg zu seiner Stellung begriffen, traf ihn aus großer Entfernung eine verirrte Kugel in den Bauch. Sofort bewußtlos wurde er zurückgebracht und verschied bald. War es eine Ahnung? In einem Briefe, lange zuvor geschrieben, hatte er von einer verirrten Kugel geredet. Durch eine solche fand er den Tod. In jeglicher Weise haben die anderen Offiziere der 1. Kompanie des 8. Reserveinfanterieregiments der Witwe ihr Beileid ausgesprochen. In wenigen Tagen wäre Ebersold, der bis dahin Vizefeldwebel und Offiziersstellvertreter war, zum Leutnant befördert worden. Gewählt war er schon. Nicht blos im Kreise der Offiziere, sondern auch bei der Mannschaft war er wegen seiner Pflichttreue geachtet und wegen seiner Leutseligkeit beliebt. Ein halbes Jahr, nachdem sein jüngerer Bruder auf dem östlichen Kriegsschauplatz als Soldat des 22. bayerischen Infanterieregiments gefallen, ist er ihm in den Heldentod nachgefolgt. Seine vorläufige Beisetzung erfolgte unter militärischen Ehren auf dem deutschen Militärfriedhof zu Marchelopot. Eine Heimbeförderung ist nicht erfolgt.

7. Nachdem er den Feldzug von Anfang an mitgemacht, fiel am 14. März 1916 Karl Gustav Gödel aus Mannweiler, geboren am 5. April 1893, Sohn von Jakob Gödel und dessen Ehefrau Katharina geb. Bock. Der Auszug aus der Kriegsstammrolle teilt über denselben das Folgende mit. Am 23. Oktober 1913 rückte derselbe als Rekrut bei der 3. Kompanie des 23. bayerischen Infanterieregiments in Kaiserslautern ein. Seine aktive Dienstzeit dauerte 9 Monate und 9 Tage. Vom 8. – 18. August 1914 nahm er an den Grenzschutzgefechten in Lothringen teil, ferner bei dem Gefecht Liedersingen am 14. August 1914, an der Schlacht in Lothringen am 20 – 22. August und  vom 22. August bis 11. September 1914 an der Schlacht vor Nancy und Epinal. An Typhus erkrankt, lag er vom 18. September bis 11. November im Festungslazarett zu Metz. Zu Anfang des Jahres 1915 kehrte er wieder zu seinem Regiment zurück. Vor seinem Ausmarsch schrieb er an seine Mutter: „Heute gehts endlich fort. Wohin das wissen wir selbst nicht. Wahrscheinlich nach Belgien. Ich sollte als nicht felddienstfähig zuhause bleiben und Rekruten ausbilden, habe mich aber freiwillig gemeldet und bin froh, daß ich mit darf. Mehr wie totschießen können sie mich nicht. Angst habe ich keine, denn Unkraut vergeht nicht. Sei mir nicht bös, daß ich freiwillig mitgehe und nicht in sicherem Schutz zuhause bleibe. Ich könnte es nicht übers Herz bringen, zuhause zu bleiben, wenn alle Kameraden fortgehen. Leb wohl, auf Wiedersehen! Euer Karl“.
Aus diesen Zeilen sieht man, welch ein Geist in unseren Soldaten lebte. Zu einem Wiedersehen kam es noch einmal, indem er von Flandern aus einen kurzen Urlaub in der Heimat erhielt gegen Ende des Jahres 1915.
Seine Führung war sehr gut und straffrei. Nachdem er am 27. Januar 1915 zur Kompanie zurück gekehrt war, wurde er am 28. Februar zum Gefreiten befördert und kam, wie er geahnt hatte, nach Belgien bzw. Flandern. Daselbst macht er die Stellungskämpfe vom 27. Januar bis 13. Februar 1915 mit, die Gefechte bei St. Eloi vom 14. – 17. Februar, die Stellungskämpfe vom 18. Februar bis 13. März und vom 14. – 18. März das Gefecht am Bahnhügel südlich St. Eloi. Am 18. März verwundet, verbrachte er die Zeit vom 18. März bis 8. April 1915 zu seiner Heilung im Feldlazarett 5 des 2. bayerischen Armeekorps. Dann beteiligte er sich vom 8. April bis zum 20. Juni wieder an den Stellungskämpfen in Flandern und vom 21. Juni bis 21. Juli an der Schlacht bei La Bassee und Arras. Vom 22. Juli bis 14. Oktober fanden Stellungskämpfe in Flandern statt und vom 18. Oktober bis 14 März Stellungskämpfe in französisch Flandern statt. Seit 2. August 1915 war er Unteroffizier. Am 14. März 1916 abends 8 Uhr ist er bei Anchy infolge Handgranatenverletzung an Kopf und Oberschenkel gefallen. Mit 4 anderen Kameraden zusammen, darunter einer aus Alsenz mit namen Dohm, wurde er auf dem Ehrenfriedhof zu Meurchin am 17. März beerdigt. Sein Grab hat die Nummer 392. Sein Vater wollte die Leiche nachhause holen lassen, da sie aber in einem Soldatengrab lag, konnte es während des Krieges nicht gestattet werden. Im November 1916 erfolgte dennoch die Überführung und am 26. November die Beisetzung auf dem von der Gemeinde bestimmten Ehrenplatz auf dem Friedhof zu Menzweiler.
Die Beteiligung an der Beisetzung des Soldaten Gödel war eine sehr große. Von allen Seiten waren die Teilnehmer, hauptsächlich Frauen, herbeigeströmt, Männer waren ja wenige noch zuhause. Das 23. bayerische Infanterieregiment in Kaiserslautern hatte 10 Mann unter dem Befehl eines Vizefeldwebels geschickt. Sechs Mann trugen den Sarg vom Leichenwagen zum Friedhof, während einer das Grabkreuz, das aus dem Felde mitgesandt war, vorantrug. Ferner waren die Verwundeten aus den Lazaretten Rockenhausen und Obermoschel zugegen, die am Grabe ihres Kameraden je einen Kranz niederlegten. Am Trauerhause sang die Schuljugend das Lied Nr. 288 des Gesangbuches „Warum soll ich mich grämen?“ Auf dem Friedhof zunächst das Soldatenlied „Morgenrot“ und nach der Einsegnung das Lied „Es ist bestimmt in Gottes Rat“. Der Gesangverein Mannweiler beteiligte sich mit gesenkter Fahne und der Turnverein legte einen Kranz nieder. Der Predigt lag das   Wort Offb. 2.10 zu Grunde: „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“. Der großen Beteiligung und der annehmbaren Witterung wegen fand die Predigt auf dem Friedhof statt.

9. Am 5. Oktober traf bei seinen Eltern die Nachricht ein, daß der Infanterist August Ofer, Soldat beim 8. bayerischen Reserveinfanterieregiment, 2. Kompanie, am 27. September 1916 halb 3 Uhr füh an den Folgen eines schweren Bauchschusses verstorben und auf dem Friedhof bei der katholischen Kirche in Borsa (Ungarn) beerdigt worden sei. Die tödliche Verwundung hat er bei einem Gefecht in den Karpaten erhalten und wurde am 20. September in das Feldlazarett Nr. 11 des 1. Armeekorps, 1. Infanteriedivision eingeliefert. Dieser Verlust traf die hochbetagten Eltern um so härter, als sie ein Jahr zuvor den nächstälteren Sohn durch einen Unfall bei der Arbeit verloren hat.

10. Infolge einer Krankheit, die er sich im Felde zugezogen hatte, starb am 20. Januar 1917 in der elterlichen Wohnung zu Mannweiler der Soldat Otto Mohr und wurde auf dem Ehrenfriedhof der Gemeinde Menzweiler beigesetzt. Vorher hatte er sich in einem Lazarett zu München befunden, von wo er auf seinen Wunsch in die Heimat entlassen worden war.

11. Bei den Kämpfen um Riga fand am 10. September 1917 Karl Frölich von Mannweiler im Alter von 23 Jahren den Tod vor dem Feinde. Er gehörte dem 22. bayerischen Infanterieregiment an und hatte die Kämpfe in Galizien mitgemacht. An Cholera erkrankt lag er zuerst in Medica-Galizien im Lazarett und kam dann zum Ersatzbatallion nach Zweibrücken. Nach seiner Wiederherstellung stand er als Schütze bei einer bayerischen Maschinengewehrkompanie.

12. Nicht lange danach, am 27. Oktober 1917, wurde auf dem Ehrenfriedhof in Menzweiler ein weiteres Opfer des Krieges beigesetzt, nämlich der Kanonier im 8. preußischen Reserve-Fußartillerieregiment, 1. Batterie, Hermann Franz Rasch, Sohn des Vollziehungsbeamten in Kreuznach Friedrich Rasch. An Darmkatarh erkrankt lag er im Lazarett Heiligkreuzschule zu Koburg, allwo er starb. In Menzweiler wurde er beerdigt, weil sein Vater von Mannweiler und seine Mutter, eine geborene Dautermann, von Cölln stammt. Er stand im 20. Lebensjahr.

13. Nach langem, schweren Leiden starb am 6. Januar 1918 im Alter von 42 Jahren der Landwirt Otto Neu und wurde auf dem Ehrenfriedhof Menzweiler beigesetzt. Zum Landsturm – Ersatzbatallion Zweibrücken, 4. Kompanie gehörig, lag er bei der Armeegruppe Stranz in den Vogesen. An Nierenentzündung erkrankt, kam er ins Lazarett nach Freiburg im Breisgau und dann auf sein Ansuchen hin nach Obermoschel und dann nach Kaiserslautern. Da sein Leiden sich als unheilbar erwies, wurde er entlassen. Er stammte von Schönborn.

14. In einem Lazarett zu Frankfurt am Main starb Theodor Spuhler von Oberndorf. In Frankfurt fand er seine letzte Ruhestätte. Vor dem Krieg hatte er sich viel in der Fremde aufgehalten um sein Brot zu sichern und wurde dort zum Militär eingezogen. Er war geboren am 28. November 1877 zu Oberndorf als Sohn des Musikanten Theodor Spuhler. Er war Soldat im 1. Landwehr – Infanterieregiment Nr. 87, 15. Kompanie. Er starb am 4. Mai 1916.

15. Am 22. April 1918 erlitt durch einen Granatschuß bei dem großen Angriff der Deutschen in Nordfrankreich den Heldentod August Zepp, geboren am 18. Oktober 1898 als Sohn von Jakob Zepp aus Alsenz, in Oberndorf wohnhaft. Er stand bei dem bayerischen Fuß-Artillerie-Batallion Nr. 19, 3. Batterie. Bei dem Gottesdienst am Sonntag, dem 12. Mai 1918 wurde seiner gedacht. In einem Brief an seinen Vater schreibt Oberleutnant und Batterieführer Mayr: „Mit tiefem Schmerz erfülle ich die traurige Pflicht, Ihnen den Heldentod Ihres lieben Sohnes August mitzuteilen. In treuer Pflichterfüllung bis zum Tod diente er seinem Vaterlande und fiel auf dem Feld der Ehre durch schweren Granatschuß am 22. April 1918. Obwohl noch nicht 20 Jahre alt, war er doch schon ein ganzer Mann und hielt sich mit größter Tapferkeit. Es war ihm keine Arbeit zu groß, die er nicht mit größter Ausdauer, Fleiß und Bravour meisterte. Ich habe ihn zum bayerischen Militärverdienstkreuz eingereicht wegen seines hervorragenden schneidigen Benehmens am 21. März 1918, als die große Durchbruchsschlacht begann. Leider sollte er es nicht mehr erleben. Es geht mir persönlioch sehr nahe, weil ich den lieben, fleißigen, tapferen Jungen sehr gern hatte. Und jeder seiner Kameraden hatte ihn gerne wegen seines offenen, aufrichtigen Charakters, seines frischen Wesens und seiner Aufgewecktheit. Ich freute mich so oft an seinen munteren Antworten. Und gerade solche Kameraden reißt das Schicksal uns von der Seite. Ich will Ihnen keine Trostworte schreiben, denn für solche Verluste ist das einzige Heilmittel die Zeit. Ich habe es selbst empfunden, als ich vor einem halben Jahr meinen Vater verlor. Im Namen meiner ganzen Batterie spreche ich Ihnen mein tiefstes Beileid aus“.

16. Im Alter von 28 Jahren erlitt der Obergefreite im bayerischen Fußartillerieregiment Nr. 2 Ludwig Anhäuser aus Cölln infolge Granatschusses am 1. April 1918, dem 2. Ostertag, den Heldentod und wurde am 3. April in Beaucourt in Santerre beerdigt. Bei dem Gottesdienst am 1. Pfingsttage in der Kirche zu Menzweiler wurde seiner gedacht. In einem Brief des Unterveterinärs Nickl an seine Eltern heißt es: „In Ihren Zeilen, die mich veranlassen, diese zu erwiedern, sehe ich das tiefe Leiden seiner treuen Eltern- und Geschwisterseelen um den teuren Sohn. Mir gereicht es zur besonderen Genugtuung, Ihnen Auskunft zu geben, als ich Ihren Sohn als tüchtigen Mann verehrte und mir sein Tod auch sehr nahe ging. Ihnen mein tiefstes Mitleiden in Ihrem herben Schmerz. Ihr Sohn wurde im Dorf Mezieres am 1. April schwer verwundet durch ein Artilleriegeschoß an der rechten Hüfte und im Bauch. Er wurde in das Lazarett der Sanitätskompanie 209 in Beaucourt eingeliefert, wo er am 2.4.1918 verstarb. In der Batterie galt er kurze Zeit als vermißt, wie denn überhaupt in den damaligen schweren Tagen so manches anders als in schöner Ordnung ging. Ihres verstorbenen Sohnes Grab liegt in Beaucourt en Santerre auf dem Friedhof Schloßwiese – oberste Grabreihe, 11. Grab, wo er mit 16 anderen treuen Söhnen ruht. Ihr Sohn war ein schneidiger, treuer, pflichtbewußter Mann, der sich in der Batterie allseits großer Wertschätzung erfreute. Er stand unmittelbar vor seiner Beförderung zum Unteroffizier. Persönlich schätzte ich Ihren treuen Toten sehr hoch ein und mir ging sein Tod sehr nahe und lange Tage ging ich trüben Sinnes über seinen Verlust einher. Was er Ihnen gewesen, kann ich Ihnen nachfühlen, da ich selbst ein banges Mutter- und Schwesternherz zu Hause habe – vielleicht Ihre Stütze im Alter, Ihr Hoffen und Ihre Freude. Tragen Sie Ihr bitteres Leiden mit dem Gedanken, das so hart im Leben klingt: „Gott hat es anders gewollt“.

17. Am 1. Pfingsttage mußte zugleich auch eines anderen Gefallenen gedacht werden, nämlich des Vizefeldwebels im 2. bayerischen Pionierbatallion, 2. Feldkompanie, Karl Schneider, 27 Jahre alt, aus Mannweiler. Auch er war Inhaber des Eisernen Kreuzes II. Klasse und des bayerischen Militärverdienstkreuzes. Er hatte den Feldzug von Anfang an mitgemacht, nach dem er unmittelbar vorher zwei Jahrte lang Soldat gewesen. Eine Granate führte seinen Tod herbei. Seine Ruhestätte fand er auf dem Friedhof Romesin bei Armentieres in Flandern.
Sein Leutnant und Kompanieführer Reber schreibt über ihn in einem Brief an die Eltern:“Ein trauriges Geschick hat Ihren Sohn Karl, einen der Besten seiner Kompanie, aus unserer Mitte gerissen. Mit seinem Zug Pionieren in Bereitstellung liegend, wurde er kurz vor Beginn eines angesetzten Sturmes von einer Granate am 25.4.1918 vormittags 7 Uhr getroffen. Ein Granatsplitter durchschlug ihm das rechte Bein, ein zweiter Splitter ging ihm in die Brust, der den sofortigen Tod zur Folge hatte. Nachdem Ihr Sohn in zweijährigem harten Dienste in der Kaserne durch Fleiß und Tüchtigkeit zum Unteroffizier sich emporarbeitete und seit Kriegsbeginn das Los der Kompanie teilte, hat er manches Bravourstück entschlossen durchgeführt und dadurch den Kameraden ein Beispiel treuester Pflichterfüllung gegeben. Zwei Auszeichnungen und die Beförderung zum Vizefeldwebel wegen Tapferkeit vor dem Feind sind neben der allgemeinen Hochachtung durch die Kompanie das Zeugnis für seinen Mut. Spät vormittags 11 Uhr wurde er mit noch einem Kameraden unter militärischen Ehren auf dem von den Engländern angelegten Friedhof in Romain rechts der Straße Armentieres – Barlleul zur letzten Ruhe gebettet. Ein schlichtes Kreuz ziert seine Ruhestätte. In ihm verliert die Kompanie einen treuen und tüchtigen Zugführer und Kameraden, von dessen Mut wir noch viel erwarten durften. Meine und der Kompanie aufrichtige Teilnahme an dem schweren Verlust Ihres lieben Sohnes möge Ihne und Ihren Angehörigen den Schmerz lindern“.

18. Am 25. Juli 1918 wurde in der Gegend von Reims Philipp Friedrich Dautermann, geboren am 25. September 1893 zu Cölln, beerdigt. Er war im Jahr 1913 beim bayerischen Infanterieleibregiment eingetreten und stand bei der 11. Kompanie. Den Feldzug machte er anfänglich bei seinem Regiment mit, wurde dann zum Alpenjägerkorps versetzt und nahm an den Kämpfen in den Alpen und in Serbien teil. 1916 verwundet kam er nach Wiesbaden ins Lazarett. Viele und schwere Kämpfe waren es, an denen er beteiligt war und daß er seinen Mann gestellt, geht daraus hervor, daß er mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse und dem bayerischen Militärverdienstkreuz 3. Klasse ausgezeichnet war. Ein braver, ruhiger Mensch ist mit ihm dahingegangen. An seine Eltern schrieb der Feldgeistliche, der ihn bestattete, folgenden Brief: „Ich möchte Sie nicht erschrecken, wenn ich Ihnen von Ihrem Sohn Fritz berichte, daß ich ihn soeben mit noch drei tapferen Kameraden mit allen kirchlichen und militärischen Ehren beerdigt habe, Gott tröstet Sie in herbem Leid! Ich trauere mit Ihnen, aber ich bete auch mit Ihne für den lieben Sohn um ewiges Licht, ewigen Frieden, ewige Ruhe! Er hatte eine schwere Gasvergiftung, er hatte eine sehr gute Pflege, er hatte auch einen hervorragenden Stabsarzt, allein die Lunge war schon allzusehr angegriffen und so hatte dann seine letzte Stunde geschlagen für diese Welt. Gott mit Ihnen!
Unter herzlichen Grüßen verbleibe ich, Ihr ergebenster Feldgeistlicher Ambrosius Weber

Im Westen, den 25.Juli 1918, bay. Feldlazarett 27, D.F.P. 790