Die ersten Monate des Jahres 1917 verliefen fast ganz in gespannter Erwartung der bevorstehenden großen Ereignisse. Überhitzte Einbildung ließ solche gleich zu Beginn des Jahres erfolgen. So wurde am Neujahrstag das Gerücht von einer gewaltigen Seeschlacht verbreitet. Kaiserslautern sollte von feindlichen Fliegern heimgesucht und Elsass geräumt sein. Alles erwies sich als unnütziges, haltloses Gerede.
Während der außerordentlich großen Kälte, die sich in der 2. Hälfte des Januar und in der ersten des Februar einstellte, wurde trotz des Ost- und Nordwindes wieder Kanonendonner gehört. Die Kälte stieg in der Nacht vom 3. auf 4. Februar auf -21°C, trotzdem wurden die Bewohner des unteren Alsenztales durch ein Zeppelinluftschiff aus dem Schlafe geweckt. Da dasselbe sehr nieder flog, war der Lärm in der stillen Nacht ein unheimlicher. Von da an wurde der Besuch von Zeppelinen immer häufiger. Was nämlich längst von Mund zu Mund ging, verwirklichte sich allmählich: Das große Hauptquartier wurde aus Nordfrankreich nach Kreuznach verlegt, mit Hindenburg und Ludendorf an der Spitze. Infolge dessen gab es öfter in Kreuznach höchsten Besuch: Der Kaiser, andere deutsche Fürsten, ein türkischer Prinz, der dem deutschen Kaiser einen Ehrensäbel überbrachte, und andere mehr.
Für die Umgegend von Kreuznach brachte das Hauptquartier mancherlei Unannehmlichkeiten mit. So wurden alle Bahnstationen der Umgebung, in der Pfalz bis nach Rockenhausen, mit je zwei Gendarmen besetzt, die alle Ein- und Aussteigenden überwachen mußten. Ohne Ausweis durfte niemand verkehren, zum Aufenthalt in Münster am Stein und Kreuznach mußte demselben auch das Bild des Reisenden beigefügt sein. Um der Gefahr feindlicher Flieger möglichst Abbruch zu tun, mußten bei eintretender Dunkelheit alle Lichter der Häuser usw. abgedunkelt werden und die Straßenlaternen verlöschten. Wer noch mit einem späten Zug ankam, mußte im Dunkeln den Heimweg antreten. Kaum war am 10. Februar nach großen Vorbereitungen und Umbauten das Hauptquartier in Kreuznach untergebracht, da hieß es auch schon wieder, es würde nur bis zum 1. Mai daselbst bleiben, was sich aber als unrichtig herausstellte. Es blieb bis zum 1. März 1918.
Unangenehm machten sich anfangs einige militärische Autos aus dem Hauptquartier in der Umgebung bemerkbar. Diesselben kauften zu unerhörten Preisen allerlei Lebensmittel zusammen. Um die Leute zur Abgabe zu bewegen, gaben die Insassen, unter denen sich manchmal Offiziere befanden, vor, die Lebensmittel seien für Hindenburg, während sie in Wirklichkeit für die Angehörigen der Betreffenden bestimmt waren. Dieser traurigen Hamsterei wurde dadurch ein Ende gemacht, daß die Gendarmerie darauf hingewiesen wurde. Das brachte dem Berichterstatter mancherlei Drohungen von wucherischen Ortseinwohnern ein, die aber nicht zur Ausführung kamen, obwohl eine Anzahl von Leuten wegen Überschreitung der Höchstgröße und unerlaubter Ausfuhr von Lebensmitteln bestraft wurden. Der Wuchergeist zeigte sich bei manchem in schmutzigster Gestalt. Der ununterbrochen hörbare Kanonendonner, der sich am 28. März, als sich am Toten Mann bei Verdun heftige Kämpfe abspielten, zum Trommelfeuer steigerte, ließ diese Leute mit ihrer ausgeprägten Habgier unberührt. Nur Geld, lautete die Losung, während sich unsere Streiter da draußen verbluteten.
Die Witterung war den Feldarbeiten in den 4 ersten Monaten sehr ungünstig und mancher fing schon an zu verzagen. Den ganzen März hindurch und selbst noch in der ersten Hälfte des April gab es Schneefälle und am 30. März trat die Alsenz über ihre Ufer – alles Vorgänge, die ungewöhnlich genannt werden mußten. Eigentlich erst in der 2. Hälfte des April konnte die Feldbestellung gefördert werden, was nur unter Anstrengung aller Kräfte möglich war. Aber wie sollte aller Kleinmut beschämt werden! Diesmal brachten die Schwalben, die Ende April wiederkehrten, gleich den Sommer mit. Vom 1. Mai an setzte eine solche Wärme ein, daß nicht nur alle rückständige Feldarbeit erledigt werden konnte, sondern manche schon wieder für die Ernte zu fürchten begannen. Aber wie die Sonne noch niemals einen Bauern zum Land hinaus gescheint hat, so auch diesmal nicht. Sechs Wochen nach Frühlingsanfang war noch alles Leben in der Natur tot, doch wenige warme Tage des Mai genügten, um saftiges, üppiges Grün hervorzuzaubern. Niemand glaubte, daß man in diesem Jahr an Pfingsten frisches Viehfutter holen könne, und doch war es der Fall. Sechs Wochen lang hielt die Wärme, ja man kann schon sagen die Hitze an, ohne daß ein nennenswerter Niederschlag erfolgt wäre. Ein kräftiger Gewitterregen brachte dann auch unserer Gegend das erwünschte Nass, das in der Umgegend ziemlich reichlich niedergegangen war. Ohne Folgen blieb die anhaltende Trockenung nicht. In sandigen Äckern blieb das Getreide klein, um so schöner entwickelte es sich in den schwereren Böden. Eine überreiche, rasch verlaufene Baumblüte stellte reichen Obstsegen in Aussicht, der dann auch eintraf, mit Ausnahme der Zwetschgen. Ganz besonders kam die anhaltende warme Witterung der Kartoffel, diesem ausgesprochenen Sommervogel, zu gute. An ihr bewährte sich die Regel: „Pflanzt du sie im April, so kommt sie wann sie will; pflanzt du sie im Mai, kommt sie glei(ch)“. Vor Mai konnten fast gar keine gelegt werden, dann aber entwickelten sie sich so schnell und so schön, daß man selten üppigere Äcker gesehen hat. Sie standen im schärfsten Gegensatz zu dem vorangegangenen Jahr. Sah man damals kaum einen schönen, geschlossenen Acker, so diesmal kaum einen schlechten.
Wie sehr im Jahr 1916 die Kartoffelernte versagt hatte, das wurde man erst im Frühjahr 1917 voll und ganz gewahr. Um der dringensten Not in den Städten abzuhelfen, wurde stillschweigend von den Behörden geduldet, daß Stadtbewohner sich auf dem Land mit Kartoffeln versahen. In ganzen Scharen brachten von Ende April ab die Eisenbahnzüge aus den Städten Leute, die auf der Suche nach diesem oft schon wochenlang entbehrten Nahrungsmittel gingen. Das Vertrauen auf das Mitgefühl der Landleute wurde nicht getäuscht. So lange es möglich war, wurde von diesen gerne gegeben. Bald aber wuchs sich die Sache zu einem Unfug aus. Nicht nur Kartoffeln wurden begehrt, sondern alles was genießbar war. Und nicht blos Leute die Mangel litten, beteiligten sich an diesen „Hamsterfahrten“, sondern auch solche, die das Eingeheimste zu hohen Preisen in den Städten verkauften. Erst mit der nochmaligen Kartoffelaufrufung im Juni, wobei jedem sein Maß zugewiesen wurde, mit dem er bis zur neuen Ernte auskommen mußte (250 Gramm auf den Kopf im Tag) hörten jene Sammlungen auf, nachdem sie 8 Wochen gedauert hatten. Es war eine schlimme Zeit auch für die Landbewohner. Und doch hatte niemand ein Recht zu klagen, konnte man doch ungehindert seiner Arbeit nachgehen und auf eine neue Ernte hoffen. Unsere Streiter schützten die heimatliche Erde vor Vernichtung in den schweren Schlachten die vom 8. und 16. April an bei Arras und in der Champagne tobten. Dem Aufruf, Stadtkinder bei sich aufzunehmen, bei denen eine Unterernährung zu erwarten stand, kamen die Gemeindemitglieder ebenfalls nach. Auf dem Schmalfelderhof wurden 4 Buben und 2 Mädchen und in Mannweiler 1 Mädchen untergebracht. Es waren nicht lauter erfreuliche Erfahrungen, welche mit diesen Kindern gemacht wurden.
ZU der 6. Kriegsanleihe brachten die Kinder von Mannweiler wieder 2000 Mark und die von Oberndorf 1195 Mark aus ihren Sparkassen auf.
Am 10. Mai fuhr ein Sonderzug mit S.M. dem Kaiser von Kreuznach mit Dampf durchs Alsenztal. Derselbe besuchte in Ludwigshafen S.M. den König von Bayern, außerdem die Stadt Speyer. Am Abend kehrte der Zug nach Kreuznach zurück.
Während der anhaltenden schweren Kämpfe im Westen herrschte im Tal ein lebhafter Zugverkehr. Die Stimmung der Bevölkerung war sehr still, ja gedrückt, standen doch viele Söhne der Nordpfalz im Kampfe und es waren wieder manche Verluste zu beklagen. Mehrere gerieten in englische Gefangenschaft.
Am 2. Juni überflogen drei Flugzeuge das Tal und am 14. und 15. Zeppeline. Ein neues Aufgebot der deutschen Heeresleitung erstreckte sich auf die Orgelpfeifen und die Glocken. Erstere wurden aus beiden Kirchen am 9. Juli abgeliefert und zwar aus Oberndorf 42 kg und aus Menzweiler 17 kg. Die beiden Glocken von Oberndorf und die größere von Menzweiler wurden von der Ablieferung ihres hohen Alters wegen befreit. Nur die kleine Glocke von Menzweiler wurde herunter genommen und abgeliefert. Dieselbe war im Jahr 1871 von Hamen in Kaiserslautern gegossen, hatte also der Gemeinde 46 Jahre gedient. Am 18. Juli war beim Gottesdienst nun also Abschied genommen worden. Da sie sich nicht ohne größere Mühe abnehmen ließ, wurde sie auf einen Haufen Reisig geworfen, wobei sie in viele Stücke zersprang. Dies geschah am 30. Juli, 5 Tage später trat sie den Weg in den Schmelzofen an, um in neuer Gestalt dem Vaterlande in seinem schweren Kampfe zu dienen. Ihr Gewicht betrug ohne die Eisenteile, also in reiner Bronze 100,5 kg, wofür 450 Mark vergütet wurden, die als Glockenrücklage bei der Bezirkskasse Rockenhausen angelegt wurden. 1920 wurde die Wiederanschaffung der Glocke beschlossen.
Es ist eine eigenartige Sache um die Glocken der Kirchengemeinde. Wird ihr Ruf in friedlichen Zeiten auch vielfach überhört, so ändert sich das sofort, wenn ihr Mund schweigt, verwundert schaut alles zum Turme. So ging es auch der Menzweilerer Glocke. Ihren Abgang empfand man viel schmerzlicher als den der Orgelpfeifen. Daß hier eine Stimme fehlte merkte man nicht, hätte vielleicht ihre Entfernung überhaupt nicht gleich wahrgenommen, wenn nicht ausdrücklich darauf hingewiesen worden wäre. Wie aber mitgeteilt wurde, daß auch eine Glocke herabgenommen werden mußte, da wurde manches Auge tränenfeucht und als dann zum ersten Male mit nur einer Glocke geläutet wurde, da kam es manchem gar arm und dünn vor. Doch auch diese traurige Zeit wird vorübergehen und dann hoffentlich bald wieder eine zweite Glocke sich zu der alten gesellen. Möge sie dann keine so schrecklichen Kriege mehr sehen wie den von 1914 – 1918.
Etwas später als sonst, erst anfangs August, konnte in diesem Jahr mit der Ernte begonnen werden, obwohl gerade diesmal es von großem Wert gewesen wäre, etwas früher die Feldfrüchte zur Verfügung zu haben. Vorräte an Lebensmitteln waren fast in keiner Haushaltung mehr vorhanden. Menschen und Tiere bekamen gerade nur soviel, um bestehen zu können und nicht dem Hunger zu erliegen. Mit dem zugewiesenen Brot konnte man auch bei sparsamstem Genuß nicht auskommen; gerade jetzt, wo es für die schwer arbeitende Bevölkerung notwendiger gewesen wäre als im Winter, wurde die Menge verringert. Die Kartoffeln konnten keinen Ersatz bieten, da sie meistens vor der neuen Ernte schon aufgebraucht waren. Von den Neuen durften nur soviel ausgemacht werden, das auf den Kopf 250 Gramm am Tag kam und doch hätte man sich gerade an ihnen gerne einmal recht satt gegessen.
Das Wintergemüse und der Wintersalat waren in Folge der strengen Kälte im Februar und der großen Hitze im Mai und Juni unbrauchbar geworden und das neue Gemüse kam infolge von Erdfloh und Blattlaus in den Gärten zu keiner rechten Entwicklung. Da war in vielen Familien nicht blos Schmalhans Küchenmeister, sondern es grinste der Hunger zum Fenster herein, war vielfach Not. Ganz besonders schlimm gestalteten sich die Ernährungsverhältnisse in der 2. Hälfte des Juli und in der ersten des August. Das Brot war knapp, Kartoffeln meist gar nicht mehr vorhanden und das Fleisch wieder auf 250 Gramm für Kopf und Woche festgesetzt, während es vorher ein Pfund gegeben hatte. Da mußte dann der Leibriemen nochmals enger gestellt werden.
Sehnsüchtig harrte man der neuen Ernte entgegen, die aber durch zahlreiche Gewitter mit ausgiebigem Regen hinausgezögert wurde. Letzterer war für manche Früchte, namentlich die Kartoffeln, von großem Nutzen, für das Getreide jedoch, das abgemäht am Boden lag, nicht.
Ein treffendes Bild der Kriegswochen gibt nachstehendes Gedicht:
„Droben ein Zug auf ehernem Strang, frische Krieger und Waffen,
Drunten im Felde der Sense Klang, emsiges Garbenraffen.
Grüßend erhebt sich die Schwielenhand, Schwerthiebe winken hernieder,
Über das nährende Heimatland brausen Soldatenlieder.
Stolz in den Stürmen der heiligen Not darf unser Banner fliegen:
Deutschland hat Männer und Stahl und Brot, Deutschland, mein Deutschland wird siegen!“
Der Sieg blieb in diesem Jahr wieder auf unserer Seite, sowohl auf dem Schlachtfeld als auch auf dem Erntefeld. Die Getreideernte versprach uns Brot für ein weiteres Jahr, Kartoffeln gab es reichlich und das Obst gedieh in einer solchen Menge, daß man den Segen kaum zu verwenden wußte. Wenn gleichwohl in den Städten viele keine Äpfel zu sehen bekamen, so war daran nichts anderes Schuld, als die Bewirtschaftung. Den sogenannten Marmeladefabriken mußten große Mengen geliefert werden, die dann ungeheuren Vorteil daraus zogen, zumal die Preise für diese geringer waren als für andere Aufkäufer. Letztere mußten Frühobst und bessere späte Sorten mit 40 Mark für den Zentner erstehen, die anderen Sorten kosteten 20 Mark, ganz geringe Weinbirnen 5 Mark, während man sie früher um höchstens 1 Mark 50 kaufte. Der Wein, der vorzüglich und in großer Menge zu kaufen war, erreichte den unerhörten Preis von 20 Mark für 8 Liter Maische. Das Viertel wurde dementsprechend zu 1 Mark und 1 Mark 25 ausgeschenkt. Manche Wirte verkauften ihre Ernte gleich im Herbst und schlossen ihre Wirtschaft, zumal auch das Bier außerordentlich dünn und teuer war, die Flasche gewöhnliches kostete 30 Pfennig, das sogenannte bessere 60 Pfennig. Bei solchen Verhältnissen kam der Apfel- und Birnenwein hoch zu Ehren. Davon war viel eingelegt worden. Auch hierfür wurden hohe Preise erzielt: 1200 Liter = 1000 Mark.
Um auch das zu erwähnen: den Rauchern wurde es fast ganz unmöglich, Tabak oder Zigarren zu erhalten, letztere stiegen bis auf 35 und 40 Pfennig für die gewöhnlichen Sorten und Tabak war auch zu den höchsten Preisen nicht mehr zu bekommen. Da mußten Ersatzmittel herhalten, die man sonst mit Abscheu zurückgewiesen hätte. Ganz außerordentliche Schwierigkeiten bereitete die Beschaffung von Kleidern und Schuhen, bis zu 100 Mark wurden für ein Paar bezahlt. Das geklapper der Holzschuhe oder wenigstens von Schuhen mit Holzsohlen hörte man allenthalben. Am leichtesten hat sich die Schuljugend damit abgefunden, sie sprang und tollte in den Holzschuhen ebenso munter wie in anderen.
Wollte man schildern, was alles ersonnen wurde, um sich auf heimlichen Wegen Lebensmittel zu beschaffen und diese aller Beaufsichtigung zum trotz heimzubefördern, so gäbe das ein eigenes Buch. Es rief die Not eine Eigenschaft hervor, die erstaunlich war. Mögen spätere Geschlechter nie in die Lage kommen, ihre Geistesanlagen in gleicher Weise verwenden zu müssen. Wenn auch mancher nur aus Sucht nach Wohlleben allerlei Schleichwege einschlug, so war es dabei wieder bitterste Not, was sie zu ihrem Vorgehen veranlasste. Mit den von den Kommunalverbänden zugewiesenen Mengen an Lebensmitteln konnte niemand bestehen, das wurde offen zugestanden. Aber während man die kleinen Diebe hängte, wußten die großen sich der Schlinge zu entziehen. Das war es auch hauptsächlich, was eine erbitterte Stimmung hervorrief: Die Ungleichheit in der Lebensweise, auf der einen Seite bitterste Not, auf der anderen: volles Genügen.
Von besonderen Ereignissen aus dem Jahr 1917 wären noch zu erwähnen: Zu der 7. Kriegsanleihe im Oktober wurden von den Kindern in Oberndorf ungefähr 1400 Mark aus Sparkassenbüchern gezeichnet.
Der gänzliche Zusammenbruch des neuen russischen Angriffs in Galizien ließ die Hoffnung auf Beendigung des Krieges aufleben, aber erst gegen Jahresschluß verstand man sich seitens Rußlands zu einem Waffenstillstand und der Aufnahme von Friedensverhandlungen. Die Sehnsucht der Gefangenen bald heimzukommen, wurde auf eine harte Probe gestellt; doch wußten sich diesselben in das Unabänderliche zu schicken und manche sehnten sich gar nicht danach in den Strudel der russischen Revolution hineingezogen zu werden.
In der Nacht vom 2. auf 3. Oktober, abends 11 Uhr, schreckte eine heftige Fliegerbeschießung in Kreuznach die Alsenztäler aus dem ersten Schlaf auf. Desgleichen wurde am 20. Oktober, morgens 5 Uhr, der Schlaf derselben gestört. Nachdem den Sommer über der Kanonendonner aus Südwesten gar nicht mehr gehört worden war, vernahm man ihn von Oktober ab wieder häufiger, so besonders am 4. 9. 16. 27. X, 22. XI, 9. 21. 25. 26 XII. Die Windrichtung spielte dabei keine Rolle, sowohl bei Südwest- als auch bei Nordwind war er vernehmbar.
Über die schlimme Einwirkung des Krieges auf die Schulverhältnisse in der Pfarrei ist in der Pfarrbeschreibung bzw. im Jahresbericht das Nötige aufgezeichnet.
Mit der Hoffnung, wenigstens mit Russland bald zum Frieden zu kommen nahm man vom Jahr 1917 Abschied.
Die Verhandlungen in Brest-Litowsk hatten ihren Anfanggenommen, wurden aber russischerseits so hintertrieben, daß sie noch nicht zu Weihnachten, sondern erst im folgenden Jahr zum Abschluß kamen. Auch das 4. Mal mußten unsere Krieger im Feld Weihnachten feiern. Die Heimat hatte wieder alles aufgeboten, um ihnen eine Freude zu bereiten, wofür von denselben herzlich gedankt wurde.
Mit aufrichtiger Genugtuung begrüßte man im Oktober die wohlverdiente Züchtigung der treulosen Italiener. An den Kämpfen gegen dieselben am Isonzo bis zur Piave haben auch Soldaten aus dem Alsenztal teilgenommen, die zu einer fliegenden Division gehörten.
Neue Zuversicht auf einen glücklichen Ausgang des so furchtbaren Völkerringens belebte uns beim Eintritt in das Jahr 1918.