Das Kriegsjahr 1916
Beim Eintritt in das dritte Kriegsjahr war allgemein das Gefühl vorherrschend, daß ein Ende des Krieges in nächster Zeit noch nicht abzusehen sei. Es brachte zwar gleich der Januar bedeutende Erfolge, die auf baldigen Frieden hoffen zu lassen schienen, aber immer wieder loderte die Kriegsfackel bald da, bald dort gewaltig auf. Die russischen Angriffe in Bessarabien waren nach 24tägigem Angriff gescheitert, die Dardanellen von den Engländern und Franzosen fluchtartig verlassen worden, die Sache der Türken stand in Mesopotamien gut. Die Hauptstadt von Montenegro war, wie das ganze Land bald darauf, genommen, ja es waren sogar Friedensverhandlungen angebahnt seitens des Königs. Aber Friede, Friede wollte es nicht werden. Im Gegenteil! Die unaufhörlichen Munitionszüge, die im Februar ihren Weg durch das Alsenztal nahmen, wiesen darauf hin, daß noch schwere Kämpfe an der Westfront bevorstanden.
Am 12. Februar wurde dann auch schon wieder Kanonendonner hörbar und ließ die Vermutung aufkommen, daß ein neuer Kampf begonnen habe. Aber der furchtbare Sturm mit Regen und Schnee untermischt, der in der Woche vom 12 – 14 Februar anhielt, machte jede Gefechtstätigkeit, wozu schon große Vorbereitungen getroffen waren, unmöglich.
In diese Woche fiel ein Angriff mit Luftschiffen auf England und Paris und die Beschießung von Belfort aus sehr weittragenden Geschützen (35 – 40 km).
Am 20. Februar trat endlich Kälte ein und bald konnte man wahrnehmen, worauf die deutsche Heeresleitung hinaus wollte. In der Nacht vom 21. zum 22. und namentlich am Vormittag des 22. hörte man trotz Nordwind und Schnee gewaltigen Kanonendonner, der während des Tages zu Trommelfeuer anschwoll, untermischt mit ganz besonders schweren Schlägen. Dadurch gerieten Kranke und Leute mit schwachen Nerven hier in große Erregung. Der Angriff auf Verdun hatte begonnen, der gleich in den ersten Tagen schöne Erfolge zeitigte. 10 000 Franzosen wurden gefangen, während das Kriegsgerät, das erbeutet wurde, noch nicht gezählt werden konnte.
Nach der großen Spannung, die sich in den vorangegangenen Tagen der Gemüter bemächtigt hatte, atmete man erleichtert auf, namentlich als das Fort Douaumont genommen war. An dem Kanonendonner konnte man von da an das Wüten der Schlacht auch in unserer Gegend verfolgen. Derselbe war bis an das Ende des Februar und Anfangs März sehr gut hörbar. Vom 5. März an konnte man ihn weniger hören, aber am 8. März, Vormittags halb 11 und Abends 9 Uhr ganz besonders stark. An diesem Tag wurde das Fort Vaux gestürmt. Nun hörte man das Dröhnen der Geschütze Tag für Tag und am 16. März ereignete sich etwas, das man nicht für möglich gehalten hätte: Abends halb 9 und viertel 10 Uhr gab es so furchtbare Schläge, das bei uns Häuser bebten und die Fenster klirrten. Angsterfüllt liefen die Leute auf die Straße. Was eigentlich die Ursache war erfuhr man nicht, es hieß bei Saarbrücken hätten die Deutschen Sprengungen vorgenommen.
Vom 22. März ab bis zum Ende des Monats war das Schießen weniger zu vernehmen, am 31. März und 1. April wieder sehr gut, ebenso vom 7 – 10 April trotz Nordwind sehr gut. Meist war es ganz außerordentlich starke Kanonade. Zu besonderer Stärke schwoll dieselbe an Karfreitag und über Ostern an. Von da ab war sie, zumal wärmeres Wetter eingetreten war, bei uns nicht mehr zu vernehmen, obwohl der Wind meist aus der Richtung der Schlachtfelder kam. Es war dieselbe Wahrnehmung wie im Jahr vorher, wo auch beim Eintritt der wärmeren Jahreszeit das Getöse nicht mehr zu uns drang. Spätere Geschlechter werden es vielleicht kaum für möglich halten, daß der Schall einen so weiten Weg zurücklegen konnte. Auch von den jetzt Lebenden wollten es viele nicht für möglich halten.
Außer den schon erwähnten Munitionszügen, die Anfang Februar unser Tal durcheilten, kam am 20. März auch ein Zug mit 48 Geschützen und Soldaten durch. Andere Züge waren so maskiert, daß man nicht zu erkennen vermochte, was sie beförderten. Von den gewöhnlichen Güterzügen führten viele Munitionswagen mit. Anfangs April, am 5. sah man in südlicher Richtung ein Zeppelin-Luftschiff auf der Fahrt nach Mainz vorüberziehen. Am 7. flogen zwei Flieger über unseren Ort hinweg und am 17. hatten wir nochmals „hohen Besuch“, indem ein Luftschiff nördlich von Oberndorf in stolzer Fahrt vorüberzog: So nah und so niedrig flog es vorbei, daß man das surren der Propeller hörte und die Gondeln erkannte. Es bewegte sich nach Westen und war von hellgrauer Farbe, während das erste hellgelb war. Es waren dies die ersten Luftschiffe, die der Berichterstatter gesehen. Sie machten einen überwältigenden Eindruck auf die Bevölkerung, hatte man doch einmal eines der Kampfmittel vor Augen, die unseren Hauptfeinden, den Engländern, schon viel Schaden zugefügt hatten.
Der 1. Mai brachte eine in das wirtschaftliche Leben tief einschneidende Neuerung: Die Sommerzeit. In der vorangegangenen Nacht wurden die Uhren eine Stunde vorgerückt. Dadurch sollte eine bessere Ausnutzung des Tageslichtes und Ersparung von Beleuchtungsmitteln erzielt werden. Manche glaubten sich mit der Neuerung nicht befreunden zu können, mußten sich aber wohl oder übel doch damit abfinden.Mit dem 1. Oktober verschwindet die Einrichtung ohnedies wieder, dann weis man schon, ob sie sich bewährt hat.
Der Mai brachte außerdem noch manches Neue: Die Fleisch-, Zucker- und Seifenkarte zu der schon ein Jahr lang vorhandenen Brotkarte. Die Vorräte an diesen Dingen gingen immer mehr zurück, namentlich auch in Folge des „hamsterns“. Manche, die in der Lage waren hohe Einnahmen zu machen in Folge des Krieges, kauften zusammen was sie bekommen konnten und Andere hatten dann das Nachsehen. Dem sollte die Kartenzuweisung vorbeugen. Danach sollte jeder von den genannten Dingen nur gegen Abgabe der betreffenden Marken oder Karten eine gewisse Menge bekommen für einen bestimmten Zeitraum.Es kam aber nicht selten so, daß man die Karten in Händen hatte, aber keine Waren bekommen konnte, weil solche in den Geschäften nicht vorhanden waren.
Bezugskarten für Fleisch, Brot, Zucker und Seife
An den Tagen, an denen von den Metzgern Fleisch abgegeben wurde, stauten sich die Käufer oft auf den Straßen und mancher, der vielleicht eine Stunde oder auch länger gewartet hatte, bekam nichts mehr. Doch auf dem Lande konnte man im Allgemeinen nicht klagen, weit schlimmer stand es in den Städten, wo es nicht selten wegen der Lebensmittel zu Schlägereien unter den Käufern kam. Am schlimmsten war die Fleischnot unmittelbarvor der Ernte. Um den Milch- und Buttermangel nicht noch zu vergrößern und um die Aufzucht der Rinder nicht zu gefährden, mußte mit den Vorräten hausgehalten werden. Der Preis des Schweinefleisches war auf 1 M 66, der des Rindfleisches auf 1 M 80 festgesetzt. Infolge des Fleischmangels gingen die Preise für die Eier ganz gewaltig wieder in die Höhe. Hatte man vorher für ein Ei 15 Pfennig bezahlt, so wurden jetzt 20 und 22 verlangt und das war manchen Habgierigen noch nicht genug. Die Ausfuhr von Lebensmitteln in das benachbarte Preußen war verboten, aber das wurde auf alle Arten zu umgehen gesucht. Aus Münster und Kreuznach kamen Damen und Herren mit der Bahn und mittels Rädern, einen Einkauf zu machen. Aber in Ebernburg hatten die Wächter ein scharfes Auge. Gar manches Pfund Butter und manches Dutzend Eier wurde beschlagnahmt, als man schon fast der Gefahr entronnen zu sein meinte. Dabei kamen ergötzliche Sachen vor. Einer Dame, die, um ganz sicher zu sein, zweiter Klasse reiste, wurden einige Pfund Butter, die sie an der Brust geborgen hatte, weggenommen und ein pfiffiges Bäuerlein, das mit Dung über die Ebernburger Brücke fuhr, musste diesen abladen, um die darunter verborgene Butter ans Tageslicht zu fördern. Überall fanden sich Aufpasser, denen es ein Vergnügen machte, die zum Marktdienst Berufenen zu verständigen, wenn Lebensmittel über die Grenze gebracht werden sollten. Die Hausschlachtungen waren verboten und durften nur dann vorgenommen werden, wenn ein Tier einzugehen drohte. Doch in den meisten Bauernhäusern waren nun vom Winter her Vorräte genug vorhanden. Da konnte man auch diese schlimme Zeit gut überstehen. Am schlimmsten waren die daran, die von ihrem Lohn oder Gehalt leben mußten. Sie bekamen die Teuerung empfindlich zu fühlen. Am besten kam man mit dem Brot aus und sein Preis blieb tief und gleich – 48 Pfennig für 6 Pfund – was erträglich war. Butter, das einzige Fett, das man noch bekommen konnte, kostete 1 M 60 – 1 M 80, womit sich viele nicht zufrieden geben wollten. Sie suchten aber die Not ihrer Mitmenschen rücksichtslos auszubeuten und die getroffenen Bestimmungen auf jede Weise zu umgehen. Die Kartoffeln, deren Preis im Herbst auf 9 M 05 für den Zentner festgesetzt war, kosteten 4 M 80 im Frühling, Saatkartoffeln 6 – 8 M. Es wurde darum jedes Fleckchen Erde und vermutlich auch viele Weinberge mit Kartoffeln bestellt, um für die Folge gedeckt zu sein. Zum Glück herrschte sehr günstiges Frühlingswetter, so daß alle Feldfrüchte eine schöne Ernte versprachen. Die in der ersten Hälfte des Juni eingetretene nasse und ungewöhnlich rauhe Witterung ließ allerdings schlimme Befürchtungen wach werden. Doch dürften sie sich als übertrieben erweisen. So kalt war es, daß man an Pfingsten, das sehr spät fiel, 11. und 12. Juni, noch Feuer in den Zimmern haben mußte.
In der Gemarkung von Cölln, Morsbacher, Stolzenberger, Bremricher und Schmalfelderhof richtete ein Hagelschlag, verbunden mit wolkenbruchartigem Regen am 26. Mai an Feldfrüchten und Weinbergen großen Schaden an, abends um 6 Uhr.
Ganze Saatfelder wurden vernichtet. Zwei Tage danach, am Sonntag Rogate, fand ein Bittgottesdienst um Bewahrung der Ernte statt. Mit demselben war in Oberndorf eine feierliche Visitation der Kirchengemeinde durch Herrn K.N. Dracker von Speyer verbunden.
Um den Biergenuß einzuschränken, durfte an den Markttagen erst um halb 7 abends und Sonntags von 4 Uhr ab Bier verkauft werden. An Erntearbeiter wurde auch in der Zwischenzeit abgegeben, der Liter kostete 24 Pfennig, die Flasche 0,7 Liter 30 Pfennig; der Wein 90 Pfennig für 0,8 Liter. Doch all diese Einschränkungen und Entbehrungen wurden ertragen in der Hoffnung, daß unserem Volk dadurch das Durchhalten in dem schweren Kampfe ermöglicht werde.
Auch die Liebestätigkeit erlahmte dabei nicht. Immer wieder konnten aus der Gemeinde Lebensmittel an die Lazarette abgegeben werden. So bekam das zu Obermoschel am 11. März aus Oberndorf und Mannweiler zwei Wagen Kartoffeln, Gemüse und dergleichen.
Käsekarte, einzulösen im Kolonialwarengeschäft „Grimm“, Oberndorf; Bezugskarte für 1/4 Liter Milch, einzulösen bei Landwirt Friedrich Bauer, Oberndorf (heute Hauptstraße 29); Bezugskarte für 1,25 Gramm Süßstoff, Bezugsberechtigter: Peter Weber, Münchweiler an der Alsenz; Bezugskarte für zwei Eier, einzulösen Ei 1 in der Zeit vom 19 – 26 August 1917, Ei 2 einzulösen vom 26 August bis 2. September 1917; Marke für den Erwerb von 15 Pfund Kartoffeln im Januar 1917.
Der wiedererwachte Frühling hatte in einigen Gefangenen die Sehnsucht nach der Heimat rege werden lassen. Sowohl in Oberndorf als auch in der Umgegend entflohen einige von ihren Arbeitsstätten, kamen aber in der Regel nicht weit. Hier wurde im März ein gefangener Russe eingestellt, der Mohammedaner war, so daß wir auch von diesem Bekenntnis einen Vertreter hatten.
Das erste halbe Jahr 1916 sollte nicht ohne große Besorgnis zu Ende gehen. Seit Pfingsten hatten sich die russischen Heeresmassen zu einem gewaltigen Angriff aufgerafft und drangen weiter westwärts vor. Damit wäre die Hauptsache für diesen Zeitraum berichtet. Hoffentlich bringt uns das zweite halbe Jahr nicht nur baldige günstige Nachrichten von den Kriegsschauplätzen, sondern noch etwas viel wertvolleres: Den Frieden!
Geredet wird ja vom Durchhalten schon seit einiger Zeit, aber das Gerede will sich nicht zu greifbaren Ergebnissen gestalten. Statt Friedensangeboten brachte das 2. Halbjahr 1916 zunächst einen furchtbaren Angriff der Engländer und Franzosen, der sich zu der ungeheueren, monatelang dauernden Schlacht an der Somme auswuchs. Als von dem sechstägigen Trommelfeuer auf unsere Stellungen berichtet wurde, bekam es doch mancher mit der Angst zu tun, es könnten die Gegner doch noch durchbrechen und unsere Heimat überfluten.
Dabei stand die Ernte besser, auf deren Bergung es in diesem Jahr umso mehr ankam, als im Jahr zuvor in anderen Gegenden teilweise Mißernte geherrscht hatte. Durch die größtenteils schlechte Witterung wurde die Ernte nicht nur sehr erschwert, sondern auch weit hinaus geschoben. Hatte man 1914 in der ersten Kriegswoche schon mit der Ernte begonnen, so wurde es diesmal fast Ende des Monats, bis ein Anfang gemacht werden konnte. Dieser mißliche Umstand machte sich dann für die ganze Folgezeit geltend. Alle Früchte wurden später geerntet, die Kartoffeln teilweise erst im November. Widerrum mussten Greise, Frauen und Kinder ungewöhnliche Anstrengungen auf sich nehmen. Ohne die Hilfe der Kriegsgefangenen wäre die Arbeit nicht zu bewältigen gewesen. Zu beklagen war, daß in Oberndorf Leute, die mit dem Krieg garnichts zu tun hatten, ihren in großer Bedrängnis befindlichen Mitbürgern bzw. deren Familien, fast gar keine Hilfe leisteten, während man sich anderweitig gegenseitig beistand, so namentlich auf dem Schmalfelderhof.
In welchem Maße die Lebensmittel im Preis stiegen, das ist aus dem nachstehenden Verzeichnis zu erfahren. Für die Frühkartoffeln mußten gezahlt werden bis zum 10. August 9 Mark, vom 11. bis 20. August 8 Mark für den Zentner. 21. bis 31. August 7 Mark, 1. bis 10. September 6 Mark, 10. bis 20. September 5 Mark, 30.09. 4 Mark 50.
Für die Spätkartoffeln war die Zeit vom 1. Oktober 1916 bis 15. Februar 1917 der Betrag von 4 Mark für den Zentner festgesetzt. Nach dem 16. Februar 5 Mark.
Eine Folge dieser Verordnung war, daß eine Menge vorzeitig ausgemacht wurden, die dann in die großen Städte verkauft wurden, vielfach aber verdarben. Einsichtige Landleute hatten davor gewarnt. Nachdem sich gezeigt hatte, daß die Kartoffelernte im Herbst sich nicht so günstig gestaltete wie im Jahr zuvor, wurden pro Kopf und Woche anfänglich 750 Gramm festgesetzt, die aber bald auf 1 Pfund vermindert wurden. An Großvieh durften überhaupt keine mehr verfüttert werden, an Schweine und Hühner nur kleine und schadhafte. Diese Bestimmungen waren nicht zwingend, um die Schweinezucht zu fördern. Bei Enteignungen sollten statt 4 Mark nur 2 Mark 50 bezahlt werden. Bohnen waren mit 30 Mark der Zentner zu bezahlen, vom 1. August an 20 Mark. Davon gab es eine große Menge, ebenso alle Arten von Gemüse. Weißkraut kostete 8 Mark, vom 1. September an 9 Mark, Gelbrüben 9 Mark der Zentner, Gurken 100 Stück 1 Mark 50. Das alles waren Preise für den Erzeuger. Die Verkäufer erhielten für Bohnen 38 und 28 Mark, Weißkraut 12, 6 und 5 Mark, Zwiebeln 12 Mark, Gurken 100 Stück 2 Mark. Pferdefleisch, das in den Städten viel zum Verkauf kam, kostete mit Knochen 1 Mark 20 das Pfund, ohne Knochen 1 Mark 40, nur Knochen 20 Pfennig.
Daß infolge des Krieges viel Geld unter die Leute kam, bewiesen die fortwährend steigenden Einlagen bei den Sparkassen, die Höhe der Güterpreise und die Zeichnungen der Kriegsanleihen.
Die an der Somme entbrannten Kämpfe brachten auch in das Alsenztal etwas mehr kriegerischen Verkehr. Montag, den 2. Juli, nachmittags 1 Uhr zog südlich von Oberndorf ein Luftballon, mit eisernen Kreuzen versehen, vorüber. In der Nacht vom ersten auf zweiten August fuhren 12 Züge mit jungen Leuten, die einrücken mussten, an dem Ort vorbei. Dem Ernst der Zeit entsprechend war von dem Jubel bei Beginn des Krieges nichts mehr zu merken. An diesen Tagen war Kanonendonner aus Südwesten hörbar. Mittwoch den 2. August, kam ein Zug mit französischer Bevölkerung hier durch, welche aus ihrer Heimat hinter der deutschen Linie im nördlichen Frankreich nach anderen Gegenden hinter der deutschen Linie gebracht wurden, um dort ihren Landsleuten beim Einbringen der Ernte behilflich zu sein. Während der folgenden Augusttage war es sehr ruhig, Truppen kamen nicht mehr vorbei, Kanonendonner war bis zum 29. August nicht mehr hörbar.
Etwas mehr Leben brachte der September. Der Jahrgang 1897 rückte ein am 15. September. Am 30. abends 5 Uhr brachte ein großer Zug die in Kaiserslautern für das 23. bayerische Infanterieregiment ausgebildeten Soldaten nach der Westfront. Dabei befanden sich viele aus unserer Gegend. Man glaubte sich wieder in die ersten Tage des Krieges versetzt. Heller Jubel schallte aus den Zügen heraus, auf den Wagendächern standen und saßen die Vaterlandsverteidiger, schwenkten Fähnchen, winkten den Ortsbewohnern zu. Am nächsten Tag folgte ein Zug mit Nachschub für das 18. bayerische Infanterieregiment.
Ferner ging am Namenstag des Königs Otto von Bayern, der am 11. Oktober starb, ein Zug mit Soldaten durchs Tal und am 17. Oktober ein großer Transport Artillerie. Sonntag, dem 22. Oktober fuhr wieder ein Zeppelin südlich von Oberndorf gegen Westen und am 10. November ein Flieger in gleicher Richtung, letzterer in sehr rascher Fahrt.
Hatte man von August ab von Kanonendommer hier fast gar nichts mehr gehört, so setzte dasselbe im Herbst wieder sehr heftig ein. Namentlich war das in der Zeit um den 22. Oktober der Fall, obwohl Nordwind herrschte, war der von den Kämpfen in Verdun herrührende Schall (Douaumont – Vaux) sehr deutlich hörbar.
Die Verkehrsverhältnisse gestalteten sich 1916 noch ungünstiger als in der vorangegangenen Kriegszeit. Zwar der Bahnverkehr konnte noch befriedigen, wenn auch die Zahl der Züge sehr eingeschränkt war. Aufwärts gingen vormittags zwei, um 6 und um halb 12 Uhr, nachmittags ebensoviel um 4 und 8 Uhr: Abwärts vormittags einer um 7 Uhr 15 und nachmittags drei, um 1, 5 und 8 Uhr 30. Die beiden Schnellzüge vormittags 9 Uhr abwärts und mittags 1 Uhr aufwärts konnten von Talbewohnern nicht benutzt werden. Schlimmer stand es mit dem Frachtverkehr. Bis zum 1. Oktober gab es zwar täglich zweimal Post, mittags um 2 Uhr und abends um 8 Uhr, letztere mußten sich aber die Leute selber abholen. Was aber abends noch nach Alsenz kam, blieb bis um 2 Uhr des nächsten Tages dort liegen. Vom 1. Oktober 1916 an wurde die Abendpost nach Kriegsfeld auf 40jährigen Kutschen mitgefahren und nur um 2 Uhr mittags konnte man erfahren, was in der Welt vorgeht.
Nach auswärts gab es nur noch eine Verbindung abends um halb 7 Uhr. Alle Verbesserungsvorschläge wurden von der Postbehörde abgelehnt. Es hatte das bei Trauerfällen, so wie auch in geschäftlichen Angelegenheiten große Unannehmlichkeiten zur Folge. Auch das mußte getragen werden.